Lügen wie gedruckt. John Irving hat einen dicken Romanziegel geschrieben, der alle Aspekte seines Werks zu einem Opus magnum bündelt. In „Bis ich dich finde“ grast der 63-jährige US-Autor mit Hauptwohnsitz in Kanada seinen ureigenen Kreis an Themen, Figuren und Orten ab: Ringkämpfe, Auflüge ins Prostituierten-Milieu, plötzliches Versterben, jungen Helden, übermächtigen Frauen-Figuren und einen abwesenden Vater. Ein beträchtlicher Teil der Handlung ist in good old europe angesiedelt. Und als Draufgabe liefert das Buch auch noch gründliche Einführungen in die Welt des Tätowierens und der Orgelmusik.
Beeindruckend mühelos hält der Dickens-Verehrer Irving über mehr als Tausend Seiten die verschiedensten Themenstränge und ein Personal von mehreren Hundert liebevoll ausgestalteten Figuren zusammen, setzt sie zu einem schlüssigen Ganzen zusammen.
Wer in diesen Roman Persönliches hineinlesen will, dem zieht Irving schon im vorangestellten Motto von William Maxwell die Füße weg. „Wenn wir über die Vergangenheit reden“, steht da, „lügen wir mit jedem Atemzug.“
Dusilation für Falter 07/2006