Die Farbe der U

U-Bahn-Netz-Wien.jpgLiebe Frau Andrea,
die Wiener Straßenbahnen sind mit Buchstaben oder Zahlen gekennzeichnet (J oder 46), Busse durch eine Zahl und den Buchstaben A (13A). Was aber will uns der Buchstabe B nach einer Zahl sagen? Und stimmt es, dass die ersten U-Bahnlinien, die in Wien gebaut wurden, mit Farben codiert wurden, die zwei wichtigen lokalen Fußballvereinen sowie einer dominierenden Stadtpartei zugeordnet werden können? Der Antworten harrend, dankbar, Johannes, Internet
Lieber Johannes,
die Nomenklatur der Wiener Busse ist einfach: Linien mit dem Zusatz A werden von den Wiener Linien betrieben, Busse mit B von einer privaten Firma („b“ wie „brivat“). Die Kolorierung der Wiener U-Bahnen den Fussballvereinen Rapid (grün wie die U4) und Austria (violett wie die U2) sowie der Wiener SPÖ (rot wie die U1) zuzuordnen ist ein einnehmender Gedanke, der bei der U6 (braun) und der U3 (orange) versagt. Die wahren Hintergründe des Farbkonzepts dürften profaner sein. Man hat, so U-Bahn-Forscher Horst Prillinger, dem Beispiel andere Städte folgend, primär kontrastreiche Komplementärfarben ausgewählt. Über die unterbewussten Hintergedanken des zuständigen Beamten Dipl. Ing. Gilnreiner sind keine Details bekannt. Wenig Farbverwandtschaft finden wir in der pastellfarbenen Linienpalette der Pariser Métro. Es liegt nahe, dass das Wiener System dem der New Yorker Subway, der London Underground, und dem der Moskauer Metro folgt. Die grösste U-Bahn-Farb-Verwandtschaft gibt es aber mit dem guten alten Berlin.
www.comandantina.com dusl@falter.at
Für Falter 06/2006

2 Gedanken zu „Die Farbe der U“

  1. Liebe Frau Andrea,
    Die U-Bahnfarben gab es schon, bevor es in Wien U-Bahnen gab: bei der Stadbahn. Grün die WD (Wiental-Donaukanal, die heutige grüne U4, und braun die G bzw GD (Gürtel und Gürtel-Donaukanal, die heutige U6). Zumindest seit den 60ern, wahrscheinlich schon viel früher, hingen die alten Linienpläne in den schönen dunkelroten Stadtbahnwaggons mit den Holzbankerln und den herrlichen Heizungen, die einem den Popo noch 10 Minuten nach dem Aussteigen wärmten: ein Dreieck Meidling-Landstraße-Heiligenstadt-Meidling, mit einem grünen Schwanzerl von Meidling bis Hütteldorf und einem Bogerl zwischen der Friedensbrücke und der Nußdorferstraße. Und Minutenangaben zwischen den einzelnen Stationen. Die rote U1 kontrastierte gut, und war halt *die* rote Errungenschaft (Warum sie so dezent am Südbahnhof vorbeizieht, wäre auch ein besprechenswertes Rätsel). Und die U2- und U3-Farben entsprachen wahrscheinlich dem damaligen Zeitgeschmack.
    Liebe Grüße eines nach Graz emigrierten Wieners!
    Paul Schröfl

  2. Geehrte,
    das “ ‚b‘ wie privat“ in ihrer jüngsten Kolumne erinnerte mich an eine Erzählung eines längst verblichenen Altphilologen, der von einem – wohl ebenso inzwischen abgetretenen -Greißler auf die Frage, was die Buchstaben „A“, „B“ und „C“ auf den riesigen Kaffebohnen-Dosen bedeuteten, eine klare Anwort erhielt: “ ‚A‘ steht für Ardinär, ‚B‘ für Prima und ‚C‘ für Z’sammg’mischt!“
    Beste Grüsse!
    Peter Hlebayna,
    Graz

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