Liebe Frau Andrea, was ist los mit unserem Papst? Statt des kleinen weissen Käppis trägt Benedikt 16 einen weinachtsmannmässigen, im Styling aber voll omahaften roten Pelzhut. Was steckt da für ein Modekonzept dahinter? Fragt Rainer Meissl, Margareten.
Lieber Rainer, das weisse Hütchen, das wir von Papst Johannes Paul II. gut in Erinnerung haben, ist der Zuchetto, offiziell Pileolus. Das Käppchen ist seit dem 16. Jahrhundert in päpstlichen Gebrauch. Ein praktisches Ding, das natürliche Glatzen und klerikale Tonsuren vor Sicht, Sonne und kalten Kirchenschiffen schützt. Die weisse Farbe hat weniger mit papaler Heiligkeit als mit Papst Pius V, einem Dominikaner zu tun, der die Farbe seines Ordens im Vatikan etablierte. Zuvor war der Camauro die Spitze der päpstlichen Garderobe gewesen. Das rote Häubchen hat seinen Namen vom griechischen kamelauchion – schliesslich war das Käppi aus rot gefärbtem Kamelleder gekürschnert. Die mittelalterlichen Petrusse verbrämten den Rand der unförmigen Ohrenhaube bald mit Hermelin. Dieses Hütchen hat der bairische Oberhirte Benedikt VI. nun in seine Wintergarderobe aufgenommen. Die Premiere der tantenhaften Mütze fand bei einer Generalaudienz am am 21. Dezember 2005 statt. Obwohl das Tanta-Klaus-Hütchen sagenhaft unschick aussieht, sollte man Papa Ratzinger in Modedingen nicht das Schlechteste nachsagen. Immerhin trägt er Sonnenbrilen von Gucci und Schuhe von Prada.
Für Falter 03/2006