Liebe Frau Andrea,
neulich stolpere ich in der Kriegsedition (1943) eines „echt“ Wiener Buches über den mir fremden Begriff der „Strachmacherei“. Dem Anhang entnehmend, daß es sich hierbei um – „boshafte Großtuerei“- handelt, frage ich mich, ohne dabei in sinnloses H.C. Strache-Bashing verfallen zu wollen, ob die Götter wirklich so witzig sind, diesem Stephansdom geschmückten „Urwiener“, der so der Großtümelei verhaftet ist, ein sprachlich derart archetypisch wienerisches Hackl in’s Kreuz zu werfen! Ich bitte um Verifizierung – es schreit danach!
Danke im Voraus,
Daniel M. Mayer
Lieber Daniel,
der blauäugige Nachfolger von Jörg Haider hat einen Namen mit weitgereister Etymologie. Großdeutsch interpretiert könnte der Name des ehemaligen Zahntechnikers vom alten deutschen Eigenschaftswort “strack” kommen, es hiesse dann alles zwischen gerade, starr, streng und gewaltsam. Strack kommt heute noch in der Strecke und im Adverb schnurstracks vor, das selbst langsamen Gefährten den Nimbus der Geradlinigkeit verleiht. Nun gibt es im Deutschen aber auch den Begriff des strachigen, des störrischen Pferdes. Schnurstracks ritte man auf einem strachigen Ross allerdings nicht. Tatsächlich dürfte der Name des Führers der Freiheitlichen aus dem Slawischen kommen. Im Tschechischen heisst “strach” schlicht Angst. Angst und Bange. Allerhöchstens noch Lampenfieber.
Für Falter 48/2005