Bock aufblasen

Otto.jpgLiebe Frau Andrea, lange suche ich nach dem Ursprung des “Bock Aufblasens!” Ein Bekannter meint, die Redewendung stamme aus der Zeit, als Turnschuhe mit aufblasbarer Zunge auf den Markt gebracht wurden, ein anderer wiederum behauptete, es hätte etwas mit den Leisten des Schusters zu tun. Können Sie Licht in die Sache bringen? Mit besten Grüßen, Michael
Liebe Frau Andrea, Freitag war’s, als wir den Wiener Ausdruck „du kannst mir den Bock aufblasen“ stießen. Können Sie uns beim Interpretieren helfen? thx, Gerhard

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Lieber Michael, lieber Christoph, das Wienerische hat grosse surrealistische Sprachkraft. Man haut sich über die Häuser, scheibt Wuchteln und lässt sich die Bock aufblasen. “Die Bock” ist ein altwiener Ausdruck für Schuhe. Je nach sprachwissenschaftlichem Gusto leitet sich das entweder vom bockledernen Material früherer Fusskleider oder vom Wort “Balg” – wienerisch “Boig” – ab. Die Auffforderung zum Aufblasen von Böcken gab es schon lange vor der Markteinführung der Basketballstiefel “The Pump” aus dem Hause Reebok. Der Terminus hat seinen Ursprung beim Militär, wo es als frühmorgendlicher Akt der Unterwerfung anzusehen wäre, den kalten Schuh des Kameraden mit warmer Luft anzublasen. Eine schöne Vorstellung von Bockaufblasen gibt Kevin Kline als amerikanischer Agent Otto in “A Fisch Called Wanda”, wo er sich und Jamie Lee Curtis durch Eigenstiefelaufblasen in Stimmung bringt.
Erschienen in Falter 28/2005

5 Gedanken zu „Bock aufblasen“

  1. Da nicht alle geborene Wiener sind und von Frau Dusl bekanntlich Steirer ausgegrenzt werden – der Falter gottseidank auch in Graz erscheint – ein Bock ist in der Steiermark ein männliches Reh. (Oder ein Mann der…na egal)
    Ein „aufgeblasener Bock“ könnte in der Steiermark eine Jagdtrophäe sein die wegen Ermangelung der Größe „halt aufgeblasen“ wird um dann in diversen Gasthäusern zu hängen. (Oder im Schloß Eggenberg in der Jagdausstellung)
    Noch besser wäre es wenn man dem Reh Schuhe anziehen würde – dann könnte man es nach Wien schicken wo es aufgeblasen wird.

  2. liebe frau andrea dusl,
    so sehr ich ihre etymologischen erklärungen sonst immer schätze, bei meiner erklärten lieblingsphrase des wienerischen, dem „bock aufblasen“, kann ich ihnen nicht ganz folgen. warum so kompliziert? und auch noch so unschlüssig? rekruten, die sich gegenseitig mit stiefelaufblasen necken? aber gehn’s … meiner meinung ist die sache viel einfacher: die phrase „du kaunnst mia oariginöh den bock aufblosn“ soll dem gegenüber ja bedeuten, „dieses von dir geforderte mach ich sicher nicht“ beziehungsweise erst nach dem zeitpunkt, zu du mir das schuhwerk aufbläst. also: nie. das aufblasen mag vielleicht mit dem dünnwandigen nuttenstieferl von jamie lee curtis möglich gewesen sein und auch das nur im film. nicht aber mit dem robusten bockledernen jenes wortgewandten wiener arbeiters, der diese phrase das erste mal verwendet hat. klingt das gut?
    mit kollegialen grüßen
    leo szemeliker

  3. Lieber Herr Leo,
    klar hat den Satz der Ziegelarbeiter in Meidling gerne getätigt. Aber vergessen wir nicht: Anfang des letzten Jahrhunderts waren Millionen Österreicher gemeinsam beim Militär. Jahrelang. Rekruten werden sich dort auch nicht geneckt haben und bildlich Schuhe aufgeblasen haben sondern den Ausdruck genau so verwendet haben, wie wir ihn heute verstehen: Als Leckmiamoasch-Floskel mit beschriebenem Demütigungsinhalt.
    Liebe Grüsse nach Balkonien!

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