Gries für Jule und Chrisse fürn 16er Feudl
Liebe Frau Andrea, in Tirol in der Schule lernten wir, die Alpen begännen in Wien. Wo genau beginnen die? Gibt es irgendwo in der Stadt einen magischen Punkt, vielleicht sogar ein Hinweisschild “Hier beginnen die Alpen”? Frägt sich die alpine Tine aus Innsbruck, jetzt Margareten
Liebe Tine, im Selbstverständnis der Wiener ist ein alpines Momentum nicht vorgesehen. Für die Wiener entsteigt die Stadt dem Prater und wirft sich über ehemalige (und noch bewirtschaftete) Weinberge, die hinter der Höhenstrasse im Wienerwald verschwinden. Von Alpen keine Red’. Geologisch ist die Sache schon klarer. Im Donauknie, zwischen Wien und Klosterneuburg, steigen die Alpen aus der Ebene. Wenn wir deren östlichsten Irrläufer, den Bisamberg mal ausser Acht lassen, ist das am Fuße des Leopoldsbergs, im Kahlenbergerdörfl. Aber das Kahlenbergerdörfl ist nicht Wien. Nicht ganz. Ich kenne einen Ort in Wien, wo man mit einem Fuss in der Puszta, mit dem anderen in den Alpen stehen kann. Dorthin führte ich den Achtzigerjahren meinen Freund, den, für solche Expeditionen hochbegabten Burgschauspieler Ignaz Kirchner. In der Mitte der Lenaugasse, zwischen Café Eiles und dem mittlerweile ins Koma gefallenen Wirtshaus Blauensteiner. Zum Beweis meiner These hatte es sich auf der pannonischen Strassenseite ein Fliederbusch gemütlich gemacht, Auf der Bergseite eine Föhre. Das Alpenglühen in den Rotweingläsern vom Blauensteiner war damals auch nicht ohne. www.comandantina.com dusl@falter.at