Erschienen in „Falter“ Nr. 7/05 vom 16.02.2005 Seite: 67.
Sehr verehrte Frau Andrea,
ein Kurztrip führte mich diese Woche in unsere schöne Nachbarmetropole Budapest. Dort fiel mir auf, dass auf der Donau riesige Eisschollen trieben, obwohl es in Ungarn nicht merklich kühler war als in Wien. Wie kommt das? Werden bei uns die Eisschollen von Eisbrechern zerstört? War die Donau je zugefroren? Und was passiert dann mit der Schifffahrt?
Liebe Grüße, Ihr Georg Schmidt
aus dem schönen Alsergrund
Lieber Georg,
die Budapester Eisschollen sind ein legendäres und gefürchtetes Phänomen, das in früheren Zeiten zu verheerenden Hochwässern in der Paprikametropole geführt hat. Wien kennt eine ähnliche meteorologische Katastrophe, den berüchtigten Eisstoß, der immer dann entstand, wenn sich Treibeisschollen, die an der Flussenge bei Hainburg hängen geblieben waren, bis Wien zurückstauten. Das Eis türmte sich dann zu bizarren Schollengebirgen auf, drückte den bei Wien noch sehr schnell fließenden Strom aus seinen Ufern und führte zu Überflutungen biblischer Ausmaße. Aber auch wenn es in Wien oder Budapest mildelt, können die Donauzubringer March und Waag, die größten Flüsse Mährens und der Slowakei, Eis aus dem Norden und der Hohen Tatra bringen. Treibeis von der Dicke Passauer Bierkisten kann auch vom Oberlauf der Donau stammen und die Schifffahrt stromabwärts stark einschränken. Schiffe ohne Talent zum Eisbrechen sollten dann tunlichst in Winterhäfen und Kais liegen.