Die Knattel

Erschienen in „Falter“ Nr. 37/04 vom 08.09.2004 Seite: 59.

Liebe Frau Andrea,

in meiner kärntnerischen Familie ist das Wort „Knottl“ geläufig. Ich selbst habe meine kleine Tochter mit dem Kosenamen „Knottele“ bedacht. Recherchen in meiner Familie haben ergeben, dass „Knottl“ ein liebevoller Tadel ist. Als Opfer dieser linguistischen Einmaligkeit und als Täterin von „Knottele“ bin ich auf kundige Hilfe angewiesen, um aus dem assoziativen Labyrinth zwischen „Knoten“, „Knödel“ und „Knuddeln“ den Weg aufzuspüren, der mir die Sicherheit gibt, meine Tochter zumindest nicht zu beleidigen.

Vielen Dank und herzliche Grüße,
Heide Theurnia, Salzburg

Knattel-Molltal.jpgLiebe Heide,

ich entsinne mich, den Ausdruck von Armin Assinger, dem Heinz Conrads der Karantanistik, zu kennen. Bei ihm klang „Knottl“ wie ein kärntnerisch ausgesprochenes „Knattel“. Assinger hat nun nicht kleine Knoten oder Knödel und auch kein knuddeliges Mädchen gemeint, sondern ein handfestes Wesen, die andernorts „Gattin“ genannte bessere Hälfte eines Kärntners. Knottl ist auch ganz sicher nicht der „Knüttel“ (Knüppel), denn den sprechen die Kärntner „Knittl“ aus. Von allen Deutungsversuchen leuchtet mir der ein, der in „Knattel“ ein verballhorntes kirchenbuch-lateinisches cognatus, abgekürzt „cognat.“ zu sehen. Cognatus (weibl.: cognata) bezeichnet Blutsverwandtschaft aus der mütterlichen Linie. Eine Beziehung, die zwischen Ihnen und Ihrer kleinen Tochter zweifellos vorliegen dürfte.

Ein Gedanke zu „Die Knattel“

  1. Sehr geehrte Frau Andrea.
    Übrigens Kompliment an Ihre Kolumne.
    Im allgemeinen verspüre ich eher selten den Wunsch, so etwas wie einen Leserbrief zu schreiben, das Anliegen der Frau T. im letzten Falter hat mich jedoch außerordentlich berührt. Ich stamme aus Tirol und auch wir wurden in unserer Kindheit liebevoll „Knattele“ (halb „Knottele“ ausgesprochen) genannt.
    Als ausgewachsene „Knattl“ hingegen war der Ausdruck als absolute Beleidigung gemeint, ausschließlich in Verbindung mit negativen Attributen (fette Knattl, blede Knattl,…) denkbar und bezeichnete eine körperlich-sozial unförmige oder tolpatschige weibliche Person.
    Herr Assinger wäre übrigens nicht der Erste, der seine bzw eines anderen Mannes Gattin in ihrer Abwesenheit herabsetzt, um seinen Zuhörern ein wissendes Grinsen zu entlocken (siehe „mei Oide“).
    In späteren Jahren überraschte mich meine Mutter mit einer weiteren Verwendungsmöglichkeit dieses Wortes, indem sie uns anwies, die lehmigen Schuhe vor der Tür auszuziehen, da sonst überall im Haus die Dreck-Knatteln (=getrocknete Lehmklumpen, die von den Schuhen abfallen) herumlägen. Dies führte mich, ähnlich der Frau T., zu der Annahme, es handle sich beim Ausdruck „Knattl“ um Klümpchen bzw. Knötchen.
    Liebe Grüße
    Anna Leuchter, Wien

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