Jieper

Sehr geehrte Frau Andrea,

kennen Sie die kleine wertvolle Sekunden-Doku der Firma Ferrero? Auf einem Kinderspielplatz tänzeln zwei junge Frauen auf einen jungen Mann zu. Die mutigere der beiden wirft ihm neck-isch vor, er würde seinen Kindern die Schokolade wegessen. Der Mann verteidigt sich mit der freundlichen aber nüchternen Feststellung, dass ihn der „Milch-Jieper“ gepackt habe. Offensichtlich ist im festen Griff des Milch-Jiepers alles erlaubt. Ich aber frage mich: gibt es auch einen Sushi-, Zweigelt-, Jazz- oder Sex-Jieper? Woher kommt dieses blöde Wort eigentlich her? Wenn ich von dieser Werbung wegzappen will, hat mich dann der Anti-Ferrero-Jieper gepackt?

Mit herzlichen Grüßen, der Falter-jiepende (?)
Heinz Duschanek

Lieber Heinz,

wir sollten zeitgenössischen Werbetextern durchaus zutrauen, den sprachlichen Kosmos zwischen Gaga und Dada mit lyrischen Neuschöpfungen aufzufüllen. Wenn es Fruchtzwerge und Dickmänner gibt, Duschdas und Müllermilch, dann wäre doch auch denkbar, so die Theorie, dass sich jemand „Jieper“ ganz einfach ausgedacht hat. Tatsächlich gibt es das Wort, “Jieper” ist berlinisch für “Gieper”. Der niederdeutsche Begriff ist etymologisch mit Geifer und Gier verwandt und sinngleich mit unserem “Guster”. Nicht auszudenken, Ferrero und seine PR-Leute bekämen zugesteckt, der neckisch Jieper wäre nicht mehr als schnöder Geifer. Im Sinne Ihrer Frage gibt es natürlich auch Sushi-, Zweigelt-, Jazz-, Sex- und selbstverständlich auch Falter-Jieper.

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