Polkappen

„Falter“ Nr. 11/04 vom 10.03.2004 Seite: 67.

Liebe Frau Andrea,

in den Neunzigerjahren hörte man oft vom Horrorszenario der „schmelzenden Polkappen“, die den Meeresspiegel ansteigen ließen. Da meines Wissens der Nordpol aus Eis besteht, das auf dem Meer schwimmt, dürfte sich beim Schmelzen eigentlich der Wasserspiegel nicht ändern – ganz so wie beim Eiswürfel, der im Cola schwimmt: Wenn der schmilzt, ist auch nicht mehr Flüssigkeit im Glas. Stimmt das so?

Andreamariahilf!
Dein Robert Presslaber, Internet

Lieber Robert,

nach meinem bescheidenen Kenntnisstand der Eisverhältnisse auf unserem Mutterball dürfte das von dir entworfene Szenario derzeit noch ein Nullsummenspiel sein. Die am Nordpol abschmelzenden Eiswürferln würden sich, wie du vermutest, in den Colameeren verteilen. Weil aber der überwiegende Teil des gefrorenen Wassers der Erde in den Inlandgletschern Grönlands und der Antarktis gebunden ist, gelten andere Überlegungen für unser Colaglas. Würde das gesamte Inlandeis schmelzen, stiege der Meeresspiegel um dramatische siebzig Meter. Gegenwärtig steigt er durch Ausdehnung des sich erwärmenden Meerwassers und das Abschmelzen von Gletschern nur um besorgnisdämpfende zwei Millimeter pro Jahr. Die meisten Klimasimulationen prognostizieren eine leichte Zunahme der Eismasse der Antarktis und eine schwache Abnahme des Grönlandeises in den nächsten fünfzig bis hundert Jahren und damit keine wesentliche Veränderung des Meeresspiegels aufgrund des Abschmelzens von Inlandeis.

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