Falter Nr. 1-2/04 vom 07.01.2004, Seite 59.
Liebe Frau Andrea,
das Jahr hat schon mal leider so begonnen, wie das alte aufgehört hat: mit einem Kater in einem fremden Bett. Vielleicht ist es noch nicht zu spät für gute Vorsätze. Sicher haben Sie welche auf Lager. Vielen Dank und gutes Neues Jahr.
Ihre Kristina Sörensen, Gasometer
Liebe Kristina,
fremde Betten sind das Salz in der Suppe unseres Nächtigens, dagegen wüsste ich jetzt keinen brauchbaren Vorsatz. Ich finde das Aufwachen in fremder Bettstatt stets erfrischend, ja manchmal sogar aufregend. Der Nachtabschnittspartner sollte über ausreichend Frühstücksressourcen verfügen. Allenfalls ließe sich noch der Gang in das eine oder andere Kaffeehaus einreden. Von dort verschwände es sich auch schneller als von fremden Frühstückstischen. Ein Vorsatz, der stets zu achten ist, folgt der Idee, das Rauchen bleiben zu lassen. Einmal entwöhnt lebt es sich ganz gut, wie ich Ihnen aus eigener Erfahrung berichten darf. Auch Alkoholabstinenz hat viel für sich, erfahrungsgemäß schaffen das aber nur die Härtesten. Leichter hinzukriegen sind hingegen die folgenden Vorsätze: Ich will mir nichts mehr gefallen lassen. Ich will die Wirkung des Wortes „Nein“ öfter auskosten. Ich will gewissenlos länger schlafen als bisher. Ich will Büchern nur eine Chance geben, mich zu fesseln. Ich will aus faden Filmen sofort rausgehen und tunlichst das Geld zurückverlangen. Ich will von passenden Schuhen stets zwei Paar kaufen und von schlechtem Gewissen verschont bleiben.