Falter 09/2003 vom 26.02.2003.
Liebe Antwort Suchende!
Wir erinnern uns: Letzte Woche fragten wir, warum in Wiener Schulen vor sich nähernden Autoritäten mit der Silbe“Tschif” gewarnt wurde. Die Falter-Lesenden kamen zu überraschenden, aber einleuchtenden Ergebnissen. Onomatopoetisch deutet Edgar Weiland die seltsame Silbe. Nichtalpinen Kehlen östlich von St. Pölten gelänge mit “Tschif” nur die “lahme Verbalisierung” eines Almpfiffs. Martin Omasits will erfahren haben, “Tschif” stamme aus dem 1. Weltkrieg, und solle das Geräusch einer niedergehenden Mörsergranate nachahmen: “Tschiiieeeeefffff”- genug Zeit für die Soldaten, die schützenden Unterstände aufzusuchen. Einhellig hören Michael Bauer, Norbert Breitwieser, Heidi Czipin, Nikolaus Petko, Johann Petrak, Tom Pfeffer, Veronika Pinter, Michael Primusilluminatus, Sebastian Schubert, Reinhard Schwarzinger und Robert Wunderer, in “Tschif” das englische Wort “Chief” – mit dem die Angelsachsen jedweden “Scheff” bezeichnen. Sebastian Frese vermutet, ein Schüler habe diesen Ausdruck während der großen Zeit der Sprachferien bei seiner Gastfamilie aufgeschnappt, während Rudi Konar zur Ansicht neigt, unsere Grossväter hätten unter der Besatzungszeit am Schwarzmarkt immer „Chief“ gerufen, wenn die englisch/amerikanische Polizei aufgekreuzt sei. Der stille Don hält den bekannten Warnruf für eine Verballhornung des französischen “que vive” (daß er/sie/es lebe) oder “qui vive” (wer lebe[n will]), Für Rudi Hieblinger und Christa Karas kommt „Tschif!“ aus dem Tschechischen und leitet sich von „dřív(e) nez myslis“ (gesprochen: tschif nesch míslisch) her, “früher bzw. schneller als du glaubst“ bzw. von “zjev, zjeveni” (Erscheinung, Offenbarung ). Theologische Studien schliesslich erlauben Hans Kouba “Tschif” im hebräischen „zofa“ (er beobachtet genau) und im davon abgeleiteteten jiddischen Imperativ „tschif“ (pass auf!) zu orten.