Falter 06/2003 vom 05.02.2003.
Liebe Frau Andrea,
bei meinem letzten Ikea-Besuch habe ich eine Packung Knäckebrot erstanden. Aber was bedeutet eigentlich Knäcke? Oder wer ist das? Und was hat das Brot mit der Redewendung „sonst gibt’s Knäcke“ zu tun?
Liebe Grüße vom Frühstückstisch und
besten Dank für eine Antwort, Daniela, Internet
Kära Daniela,
jag ska gärna förråda varifrån knäckebröd har sitt namn. Wenn man eine schwedische Mutter hat, so wie ich, sorgt schon die ethnische Disposition für ausreichend Grundwissen über die Herkunft der knusperharten Waffeln aus dem hohen Norden. Knäckebröd ist aus der Notwendigkeit heraus entstanden, sich für die schneereichen und kalten skandinawischen Wintermonate mit einem möglichst lange haltbaren Brot zu bevorraten. Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts wurde praktisch alles Brot in schwedischen Haushalten – und das waren überwiegend einsam gelegene Bauernhöfe – selbst hergestellt. Es wurde in Form von großen runden Fladen mit einem Loch in der Mitte gebacken, auf Stangen aufgereiht und unter dem Dach zum Trocknen und zum Schutz vor Tieren aufbewahrt. Um es zu essen, musste es von der Stange abgebrochen werden. Die Schweden sagen dazu „knäcka“, also knacken. Mit der Zeit wurde man des großen Backtages zu Hause überdrüssig und es entstanden die ersten Knäckebrotbäckereien. Die berühmteste und heute weltweit bekannte Marke Wasa, wurde 1919 vom jungen Bäcker Karl E. Lundström in Skelleftea gegründet wurde. Namenspatron war König Gustav Wasa, von 1523 bis 1560 Oberbürgermeister von Schweden. Das Werk in Filipstad ist noch heute die größte Knäckebrotfabrik der Welt. Der Ausdruck “Jetzt gibt’s Knäkke” für “jetzt gibt’s physischen Ärger” wird meines Wissens nur bei uns verwendet und hat keine ernärungsphilosphische, sondern rein lautmalerische Bedeutung.