Falter 01.02/2003 vom 08.01.2003.
Liebe Frau Andrea,
bei der Weihnachstfeier unseres Instituts schnabulierte ich ausgiebig mit Lachseiern belegte “russische Eier”. Und dabei viel es mir wieder einmal auf: Im Gegensatz zur Vogelfrucht ist der Fischnachwuchs kugelrund. Und jetzt meine Frage: Warum sind Eier eigentlich eiförmig?
Karin Peterka, Internet
Liebe Karin,
in der Frühphase ihres Heranwachsens sind auch Vogeleier noch weich und kugelrund. Ovoid, also eiförmig werden sie erst auf ihrem Weg durch den Eileiter im Hintern der Henne. Während ihrer 24stündigen Entwicklung vom Dotter zum fertigen Ei dreht sich die Vogelfrucht spiralförmig durch die Gewinde des Eileiters. In diesem langen Muskelschlauch erhält das formbare Ei durch peristaltische Bewegungen seine Gestalt. Die ringförmig angeordneten Muskeln pressen das Ei stoßweise vorwärts, indem sie sich hinter ihm zusammenziehen und vor ihm entspannen. Dabei wird das hintere Ende stärker eingezwängt und zu einer schmaleren, konischen Form deformiert, während der vordere Teil wegen der sich entspannenden Muskeln rundlich bleibt. Durch Einlagerung von Kalk in die Eihaut bildet sich danach eine dünne Schale. Nun ist die gequetschte Gestalt fixiert. Sie ist mehrfach vorteilhaft: Zum einen wäre es für den Vogel ungemütlich, Körper mit Ecken zu legen. Zylinder oder Kugeln erreichen ebenfalls nicht den Flutsch-Faktor ovoider Objekte. Zudem ist die Struktur eines Eis ohne Kanten ungleich stabiler. Drittens können Eier – anders als Kugeln – nicht gerade wegrollen. Die unterschiedlichen Radien von Spitze und geplatteter Hälfte lassen es immer nur um sein verjüngtes Ende im Kreis kullern. Gar nicht kullern können Stangeneier. Die industrielle Perversion des Eis wird erzeugt, in dem zwei ineinander geschobene Röhren, die grössere eiförmig, die kleinere rund, getrennt mit Eiklar und Dottern gefüllt werden. Nach dem Kochen werden die Röhren aus einander gezogen und das Stangenei wie Rollbraten geschnitten.