Falter 36/2002 vom 04.09.2002.
Sehr geehrte Frau Andrea,
im Moment ist der mesopotamische Freund unseres einfachen Parteimitglieds wieder vermehrt in den Nachrichten vertreten. TV-Berichte über den obersten Schnauzbartträger vom Tigris werden gerne mit Bildmaterial unterlegt, die zeigen, wie er mit einem Gewehr in die Luft ballert. Davon ausgehend, dass Saddam Hussein scharfe Munition verwendet, frage ich mich, was eigentlich mit den nach oben abgeschossenen Projektilen passiert? Werden sie so sehr beschleunigt, dass sie die Erdatmosphäre verlassen und dann im Weltraum treiben? Oder fallen sie, nachdem sie eine gewisse Flughöhe erreicht haben, den Gesetzen der Schwerkraft gehorchend wieder auf die Erde zurück? Das hieße dann doch, dass im Umkreis von einigen Kilometern des in die Luft feuernden Saddam die akute Gefahr besteht, von einer dieser runterfallenden Kugeln getroffen zu werden? Bestünde also auch die Möglichkeit, dass Saddam unbeabsichtigten Suizid begeht, wenn er den Gewehrlauf eng und parallel zu seinem Körper senkrecht nach oben hält und dabei einen Schuß abgibt?
Mit lieben Grüßen,
H. Krustofski, Internet
Lieber H.,
das In-die-Luft-Ballern gehört in manchen Gegenden zum guten Ton, führt aber in einer verhältnismässig hohen Anzahl von Fällen zu Verletzungen mit tödlichem Ausgang. Ein modernes Projektil, vertikal abgefeuert, erreicht nach 17 Sekunden eine Höhe von etwa 2400 m. Für das Fallen braucht die Kugel etwa 40 Sekunden, sie erreicht dabei nahezu die durch die Erbeschleunigung terminierte Endgeschwindigkeit. Diese reicht aus, tödliche Verletzungen auszulösen. Am Scheitel der Flugparabel, zwischen 2300 und 2400 Metern Höhe ist das Projektil extrem langsam und anfällig dafür “verblasen zu werden. Bei Windstille ist also mit einem unbeabsichtigten Suizid des Diktators zu rechnen, bei leichtesten Winden befindet sich die Entourage in Lebensgefahr.