Falter 13/2002 vom 27.03.2002.
Geschätzte Frau Andrea,
als in Wien lebende Tirolerin weckt Ihre e mail-Adresse stets aufs neue heimatliche Gefühle in meinem bergländischen Herzen – spricht man doch in Tirol von einem „Dusl“, wenn man durch einen grippeähnlichen Infekt außer Gefecht gesetzt wird („i hob an Dusl“ ;)). wissen Sie, woher dieses Wort stammt?
Besten Dank und gewissermaßen einen duslfreien Frühling,
die Fee, Internet
Liebe Fee,
gerne gebe ich Ihnen etymo-onomastikologische Auskünfte über den “Schwüü”, der eine Grippe begleitet. Mein Nachname “Dusl” kommt vom tschechischen “Dusil”. Dusil ist eine Verbalkonstruktion und verwandt mit “Duse”, das soviel wie “Atem” oder “Seele” bedeutet. “Dusil heisst in etwa “..nimmt Luft weg”und oszilliert zwischen den Konnotationen “erstickend” und “atemberaubend”. Kein unpassender Ausdruck für einen respiratorischen Infekt! Wie dieser slawische Ausdruck, von dem man doch annähme, er bezöge sich eher auf den Abusus von alkoholhältigen Flüssigkeiten, als auf Husten und Heiserkeit es bis nach Tirol schaffte, kann ich Ihnen nicht verraten. Tirolopsychisch fühle ich mich Ihnen in unbekannterweise sehr verbunden, denn ich stamme urgrossmütterlicherseits aus dem Ladinischen. Meine dortige Familie, die “Soracanins” lebt seit 800 Jahren auf dem Bergbauernhof “Rinna” ober San Cassiano im Val Badia. Hinter dem Hof bäumt sich der Sasso San Croce auf, hinter dem das Reich der Fanes beginnt. Auf den kalkigen Almen soll der Feenkönig Laurin im goldenen Zeitalter jene Mohnfelder bestellt haben, die wir heute als Rosengarten kennen. Opium, das Substrat der Mohnblume ist als atemdepressiv bekannt. Atemberaubendes, wohin wir blicken! Und der von mir verehrte Comandante Che soll überhaupt Asthma gehabt haben!