Falter 07/2002 vom 13.02.2002.
Liebe Frau Andrea,
auf meinem Gute-Vorsätze-Zettel für dieses Jahr steht nur ein Satz: Ich will mit dem Rauchen aufhören. Nun ist es schon Mitte Februar und nichts hat sich geändert. Ich rauche noch immer wie die Blöde. Kaum wird es gemütlich, zünde ich mir eine Kippe an. Liebe Frau Andrea, sie wissen doch sicher, wie ich mich erfolgreich vom Nikotin fernhalten kann.
Mit nicht unverzweifelten Grüssen,
Veronika Galley, 1060 Wien, Joanelligasse
Liebe Veronika,
sie haben Glück, ich weiß sehr gut, wie man mit dem Rauchen aufhören kann. Ich habe mich nämlich vor einigen Jahren von Hundert auf Nulll runtergebremst. Von hundert Zigaretten pro Tag auf Null. Hundert Zigaretten. Das sind 5 Päckchen. 5 Päckchen Camel. Nicht einmal der frühere Finanzminister Ferdinand Lacina, ein Weltmeister im Pofeln, hat je mehr geraucht als ich. Ich rauchte im Stehen, im Gehen, ja sogar unter der Dusche rauchte ich. Eines Tages gefiel es mir, die eben angezündete Zigarette auszudämpfen, das eben angerissene Päckchen in den Müll zu werfen, das Feuerzeug hintennach. Ich beschloss in dieser Sekunde, nie mehr zu rauchen. Nie wieder. Nie, nie, nie. Nach 7 Minuten meldete mein Körper die Lust auf eine Zigarette und dieses unerträglich unstillbare Verlangen begleitete mich die nächsten 7 Tage. Dann wardas Gift aus meinem Körper verschwunden. Nach 7 Wochen meldete ein Satan in mir das anekdotische Begehren, eine Zigarette alleinig zum Beweis zu rauchen, ich hätte die Sucht endgültig überwunden und könne jederzeit. Nach 7 Monaten erloschen auch solche, sporadisch auftretenden Hinterhältigkeiten meiner, den Abusus nunmehr romantisch verklärenden Suchtperönlichkeit. Heute, nach fast 7 Jahren, habe ich jegliches Gedächntnis an den Vorgang des Rauchens verloren. Gutes Gelingen!
Ihre Andrea.