Falter 06/2002 vom 06.02.2002.
Liebe Frau Andrea,
jetzt habe ich zwischen dem 1. Jänner und 31. Dezember 2001 jeden Montag einen Brief an UHBK Dr. Wolfgang Schüssel geschrieben, eine jeden Montag neu formulierte und neu argumentierte Aufforderung beinhaltend, als österreichischer Bundeskanzler zurückzutreten, um so der Regierungsbeteiligung der FPÖ ein Ende zu setzen. Nicht nur, dass UHBK noch immer nicht zurückgetreten ist, nein, er hat nicht einmal zurückgeschrieben! Was kann ich noch tun, um diese Koalition zu sprengen?
Mit dringenden, Rat suchenden Grüßen,
David Wagner, Linz
Lieber David,
von Wolfgang Schüssel erinnere ich mich, mal gelesen zu haben, er habe wegen eines prall gefüllten Terminkalenders „keine Zeit für einen Computer“. Wir dürfen daraus schliessen, dass UHBK sich auf der Füllfederseite der digitalen Wasserscheide befindet und persönliche Korrespondenzen auf Papier erledigt. Ihre Strategie, snailmail als Kommunikationsmittel mit Dr. Schüssel zu verwenden, war daher goldrichtig. Wie die meisten Staatsmännerhat auch Dr. Schüssel ein sogenanntes “Büro”. So ein Büro kümmert sich um kleine und grosse Wichtigkeiten, bearbeitet die Post, nimmt Telefonate entgegen und koordiniert Termine aller Arten. Dass Dr. Schüssel Ihnen bisher nicht geantwortet hat kann mehrere Gründe haben: 1. Die Adresse stimmt nicht. 2. Das “Büro” wirft Ihre Briefe ungeöffnet in den Schredder. 3. Dr. Schüssel und sein “Büro” wollen Sie ordentlich zappeln lassen und Ihre Hartnäckigkeit auf die Probe stellen. 4. Dr. Schüssel kommt mit dem Antworten von Rücktrittsaufforderungen nicht nach und hält bei Post vom Februar 2000. 5. Wolfgang Schüssel kann Ihre Handschrift nicht lesen. Mein Tipp: Schreiben Sie Kommsissär Fischler eine email. Er antwortet promt und persönlich.
Liebe Grüsse, Andrea.