€ von Nichtzuhause

Falter 03/2002 vom 16.01.2002.

Liebe Frau Andrea,

ich bin sehr zufrieden mit unserer neuen Währung, mal davon abgesehen, daß das Geld aussieht, als hätte man es auf einer Zeitreise in einem DDR-Designstudio mitgehen lassen. Ausserdem stört mich, daß mich die Bankomatgesellschaft für zu doof hält, eine Summe aus 5ern und 20ern intellektuell zu verarbeiten. In anderen Ländern soll das kein Problem sein. Da gibt es gute Mischungen in den Bankomaten, nicht nur 10er und 100er. Super finde ich hingegen die Münzen, aber was ich auch mache, nie ist ein Euro von Nichtzuhause im Wechselgeld dabei. Ich hätte so gerne mal Dante im Börsl oder die Königin der Niederlande mit dem Fliegenschwarm um den Kopf! Auch eine nette irische Harfe fände ich schick. Wissen Sie gute Orte für Euros von von anders?

Mit lieben Grüssen,
Heidi Reichmann, Nestroygasse

Liebe Heidi,

ich habe keine Ahnung, wo Sie Ihre Lieblingseuros finden können. (Von den Ländern, in denen Sie ausgegeben wurden, mal abgesehen). Ich kann Ihnen aber berichten, wo und wie ich zu meinen beiden Euros von Nichtzuhause gekommen bin. Ich lese gerne das Wallpaper Magazine. Das ist eine internationale Einrichtungsbroschüre für hippe Leute. Am liebsten kaufe ich mir die am arabischen Kiosk an der U-Bahnstation Pilgramgasse. Dort habe ich mein erstes italienisches 5-Cent-Stück bekommen. Es zeigt das Kolosseum in Rom bei Nacht. Meine andere fremdländische Münze fand ich im Wechselgeld des kleinen Sushipavillons am Naschmarkt. (Ich habe gebratenen Lachs auf Vorspeisenart gegessen und dazu ein Glas Coca Cola getrunken.) Die seltene Knete ist eine deutsche 2-Euro-Münze, leicht abgefummelt, wie das im Ausgabeland heißt. Vorne drauf sieht man ein Wesen, das aussieht, wie Nachwuchs zwischen Batman und einem Regenschirm, das aber die Deutschen selbst für einen Adler halten.

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