Falter 47/2001 vom 21.11.2001.
Liebe Frau Andrea,
weil wir schon beim Kochen und bei verschiedenen Saucen sind (Frau Andrea im Falter 45 über die Sauce Cumberland): Es gibt da noch eine Sauce – jeder kennt sie, nur keiner spricht von ihr, weil niemand weiss,wie man sie richtig ausspricht und sich die Peinlichkeit der offensichtlichen Falschbetonung à la „Wuuuster-Sauce“ ersparen will – die Worcester-Sauce. Sie können dieses Geheimnis sicherlich für uns lüften, oder?
Vielen Dank, Herbert Baumberger, Internet
Lieber Herbert,
die Worcestershire Sauce dürfen sie getrost “falsch “aussprechen, ohne sich irgend einer Peinlichkeit auszuliefern, denn die “falsche” Ausssprache der englischen Grafschaft Worcestershire ist absolut richtig. Die inkriminierte Sauce ist trotz ihres britischen Namens ein indisches Rezept, das Lord Marcus Sandys, Ex-Gouverneur von Bengal aus Asien mitgebracht hat. Im Winter 1835 erschien er im prosperierenden Laden von John Lea and William Perrins in der Broad Street in Worcester und bat, man möge ihm eine Sauce nach seiner Rezeptur (Knoblauch, Sojasosse, Tamarinden, Zwiebeln, Molasse, Limonen, Anchovis, Essig und verschiede Gewürze) machen. Das Resultat der pikanten Mixtur blies die Köpfe von den Herrn Lea & Perrins und das Fass, das sie für sich selbst zubereitet hatten, verschwand im Keller. Viel später, während eines Frühjahrsputzes fanden sie dieses Fass wieder und beschlossen, den Inhalt vor dem Wegschütten zu kosten. Wunder über Wunder hatte sich aber die schreckliche Mixtur in eine fabelhafte Sauce verwandelt. Worcestershire, die mittelenglische Grafschaft, nach der die Sauce ihren Namen hat, spricht man „Wustaschier“ aus. Die Hauptstadt Worcester kennt man klarerweise auch nur als „Wuster“.