Eisdellen

Falter 35/2001 vom 29.08.2001.

Sehr geehrte Frau Andrea!

Als ich neulich unter der sommerlichen Hitze leidend Abkühlung im Bade suchte, kam ich auf die Idee, meine Gedanken über den Nordpol schweifen zu lassen in der Hoffnung auf alsbaldige Erleichterung für meine geplagten Schweißdrüsen. Nun, hier meine Frage, die mich seitdem quält: Wenn es am Nordpol schneit, denn kalt genug ist es ja, was passiert dann eigentlich mit all dem Schnee? Denn wegschmelzen wird er ja wohl kaum. Besteht die Gefahr, daß uns irgendwann mal der Nordpol so zugeschneit wird, daß die Erde nicht mehr rund bleibt sondern immer mehr zu einem Ball mit zwei Beulen verkommt? (Die zweite ist natürlich der Südpol.)

Mit Kompliment an ihre Kolumne verbleibe ich
Erich Taubenschuß,
Wien

Lieber Erich,

vielen Dank für ihre coole Frage. Das Problem mit dem schneeverwehten Norpol bewegt die Redaktion dieser Kolumne schon seit längerem. Ein arktisches Paradoxon will es, dass die Eisdelle, die sie für den Norpol befürchten, tatsächlich schon seit längerer Zeit existiert. Nur hat sich diese Delle unglücklicherweise über der Rieseninsel Grönland ausgebildet und diese interessante Weltgegend kilometerdick vereist. Vermutlich lag nämlich der Norpol einmal über Nordostkanada und Teilen Grönlands. Aus geophysikalischen Gründen, deren Erklärung das Konzept dieser Kolumne leicht sprengen würde, bleibt Schnee über Kontinenten und Inseln leichter und länger liegen, als über zugefrorenen Meeren. So kommt es, dass der von ihnen mit Wehmut bedachte Nordpol zwar stets fein zugeschneit bleibt, sich die befürchtete Delle aber über Grönland wölbt.

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