Karl Moik hat eine goldene Nase für das, was beim Publikum gut ankommt. Karl Moik findet daher nicht nur an den Spatzen aus Kastelruth, den fidelen Klostertalern und Quintetten von der Nockalm ein gutes Haar, sondern sogar an einem notorisch Unmusikalischen eine ganze Frisur. Am persönlichen Freund, dem Jörgl, etwa: Was das Bierzelt verbindet, soll die Quote nicht trennen. Moderatoren vom Schlage eines Moik und eines Haider schwimmen halt nicht auf Nudelsuppen daher. Im letzten Musikantenstadl zeigte Moik dem Schweizer Publikum mit einem standartengroßen blauen Mascherl, wo das Herz eines anständigen Österreichers heute zu schlagen hat. Das aufrechte Herz blieb kurz stehen, als Quotenmillionär Stefan Raab im Seppelkostüm zu sichtlich nicht akkordiertem Playback durch die Halle hüpfte und Moik „voll am Arsch hatte“. „Der Karl, der Karl, der Moik, Moik, Moik, der kifft das schärfste Zeug, Zeug, Zeug“, skandierte der tv-Totalisator vor patschendem Publikum und führte damit den erfolgreichen Beweis, dass ein Stadlpublikum einfach alles mitmacht, sogar die mediale Hinrichtung ihres anständigen Karls.
© Andrea Maria Dusl
„Falter“ 10/00 vom 8.3.2000 Seite 16