Über die Selbstbindys 

Falter 35/99 vom 01.09.1999.

Letzte Woche erreichte mich ein Billet meines treuen Weggefährten Hermes Phettberg in dem er mich ermahnte, wir wollten doch festhalten, daß ER der beste Selbstbinder sei. Da hat er natürlich recht, wenngleich ich ursprünglich anstand, völlig anderes zu behaupten. Sinngemäß etwa, Dorsi Knechts Fernsehzwitscherei wäre das eigenste an Krawattenschreiberei, geschlagen allein von den kolumnistischen Idiodyskrasien des Herbert Hufnagl. Wenn ich Hermes nun richtig verstehe, und darin fände sich nicht einmal der Keim eines Zweifels, dann legt uns Hermes nichts anderes zu wissen auf, als daß ER tatsächlich der Herr jeglicher Selbstbindung ist, der schriftgewordenen wie der fleischgewordenen. Hermes IST gekettet, Hermes IST gebunden, Hermes IST gefesselt. Hermes Phettberg, Imperator Augustus der Selbstunterjochung, Zeugnis der Unlüge: Bovum esse solus licet Jovi. In der kleinsten Zehe kauernd thront der König der Selbstbindys unangefochten über sämtliche Fernsehzwitschys und Alltagsbeschreibys. Über die Protagonisten der Durchschnitlichkeit, deren Speerspitze Umberto Eco uns stets aufs Neue mit saturiertem Gebrabbel ermüdet, ist Hermes erhaben wie die Farbe über das Grau, die Wahrheit über die Erfindung, die Stille über den Lärm.

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