Die rasende Nacht 

Falter 32/99 vom 11.08.1999.

Mittwoch dieser Woche wird es so weit gewesen sein: Es wird ordentlich eklipst haben. Und alldiejenigen, die Aufenthalts im exklusiven Streifen sonnenfinsterer Totalität gewesen sein werden, werden nicht ablassen, sich auf ewig, zumindest aber die nächsten 80 Jahre lang zu rühmen, dabeigewesen zu sein. Es wird einmal als ungeheuer schick gelten, mit lächerlichen Pappbrillen auf der Nase auf den Vorbeiflug des Mondschattens gewartet zu haben, so wie es ja auch nicht ganz von Pappe ist, wenn sich jemand rühmt, es sich in Woodstock ordentlich besorgt zu haben, oder zumindest irgendsowas in dieser Qualität. Wir werden die Generation der finsteren Sonne sein, so wie bestimmte Anteile der Population Alt68er sind oder Vormärzler oder Vietnamveteranen. Wir werden die Ekliptiker sein, die Kinder der rasenden Nacht, die Leute, die dabei waren, als das Schwanengeschnatter verstummte in Gmunden und der Mittag verrückt spielte über den Wetterhähnen von Kapfenberg. Was für ein Glück! Glück ist nämlich, dem Seltenen zu begegnen. Beziehungsweise, dem Seltenen nachzufahren. Etwa mit dem Rad dem Wiener Fiaker mit der Nummer F13. Der Fiaker F13 nämlich hat Scheibenbremsen hinten. Und sowas Seltenem nachzufahren ist noch viel seltener als eine dahergelaufene Eklipse.

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