Falter 15/99 vom 14.04.1999.
Sie tun es alle. Sie machen alle zwischen 12 und 2 Uhr Mittagspause. Alle. Alle Mitarbeitern jenes, gegenwärtig unter dem Codenamen Post arbeitenden feindlichen Dienstes. Was sie tun, zwischen 12 und 2, jener Zeit in der ihre Arbeitsstätten, die Postämter niegelnagelzu, zappenduster und mucksmäuschenstill sind, war bisher ein wohlgehütetes Geheimnis. Zwar zirkulierten Spekulationen, zwar dampfte das eine oder andere Gerücht auf kleinzüngelnder Flamme – enträtselt werden konnte es aber nicht: Das große Mysterium des postalischen Zeitlochs. Was sie wirklich tun, zwischen 12 und 2 Uhr Mittags. Die Agenten des Geheimdienst Post. Sitzen sie bei Tisch, wie die Agenten des Geheimdienst Gebietskrankenkasse? Schlichten sie Zählerstandsablesungen wie die Kollegen des feindlichen Dienstes Wiener Stadtwerke? Legen sie gar ein Mützlein auf die Daune, wie ihre Beamtenbrüder im Stadtschulrat? Nichts von alledem. Die Geheimagenten des feindlichen Dienstes Post befinden sich alle im Zustand höchster Anstrengung. Hochkonzentriert gehen sie einer verantwortungsvollen Tätigkeit nach. Jeden Werktag zwischen 12 und 2, in jedem Postamt auf Bundesgebiet proben sie in unterirdischen Bunkern für den Ernstfall. Mehr darüber im 3. Teil der Serie GeDePost.