Falter 13/99 vom 31.03.1999.
Der Wiener Flohmarkt ist die Bannmeile für Auskenner und Einsichtler. Psychopharmazeuten, Wohnungsarchäologen, Plunderarchivare, Textilstratigraphen und Zangler alle Art hauchen Samstag für Samstag dem ansonsten unscheinbaren Parkplatz Leben ein. Wie es sich für Basare gehört, wird marktgeschrien, gefeilscht und wird durch simplen Tausch scheinbar Unbrauchbares zu Brauchbarem, Mist zu Geld. Auch neueste wissenschaftliche Erkenntnisse scheuen sich nicht, am Wiener Flohmarkt Einzug zu halten. So wurde ich dieser Woche beim systematischen Durchfortsen einer Plattenkiste mit der Aufschrift Rock A-D Zeugin einer interessanten wehrtechnischen Erörterung zwischen Plattenkistenaufsteller-Sohn und Plattenkistenaufsteller-Vater.“Die Ami fliangan jetzn mit Radkappenbomber“, meinte der kaum rasierte Mitdreissiger zu seinem aeronautisch unbeleckten Erzeuger. „Mit die konnst heit schon in jedes Gebäude eineschaun. Die wissen hundertprozentig genau, wüfü Menschen daß in an Haus drin san.“ Ich konnte dem großen Spezialisten für westliche Militärtechnik keine größere Freude machen, als zwei Platten einer nordamerikanischen Lulucombo zu kaufen. „Tschicago, super, da san a Radkappenbomber stationiert. Schausnlos.“ Chancenlos, gewiß.