Mächte der Finsternis

Falter 12/99 vom 24.03.1999.

Da ich noch eine junge arme Kirchenmaus bin, kommt es öfter vor, daß mir aus Gründen, die Armut so mit sich bringt, der Strom abgesperrt wird. Stromabsperren ist als eine Art Bestrafung vorgesehen für Leute, die aus Gründen, die Armut so mit sich bringt, ihre Stromrechnung nicht einzahlen können. Der Sinn des Stromabsperrens ist der, armen Kirchenmäusen zu zeigen, daß die Energiebereitsteller auch anders können. Mit Stromabsperren zeigen sie mir, daß sie die Macht haben. Da aber so etwas wie die Wiener Stadtwerke strenggenommen gar nicht existieren, zumindest nicht in Personam, und der Herr Generaldirektor für Strom und Gasangelegenheiten sich nicht mit Lappalien, wie offenen Stromrechnungen persönlich beschäftigen darf, entsteht ein horrendes Machtvakuum. Horrende Vakua aber haben das dringende Bedürnis, angefüllt zu werden. In meinem Fall wird das horrende Vakuum gerne von einem atemlosen Neurotiker gefüllt, der sich darin gefällt, mich, besonders spätwinters, wo es oft bitterkalt ist, von der Möglichkeit, warm zu duschen und warm zu speisen auszuschließen. Ob das nicht unsozialistisch sei, fragte ich einmal frech. „Keineswegs“ antwortete mir der städtische Beamte mit einer glitzernden Atemfahne, „in meiner Jugend warma auch arm, und haben nur kalten Kakau ‘trunken. Des war a net unsozialistisch!“

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