Woodina Allenova

Falter 9/99 vom 03.03.1999.

Meine Lieblingszene im Œvre des Stadtneurotiker ist die, wo Mickey Sachs, der Exmann von Hannah (die mit den Schwestern) sich einbildet, mindestens an einem unheilbaren Tumor zu leiden. Im Zuge weiterer ärztlicher Konsultationen stellen sich zwar eine Vielzahl anderer lebensbegleitender Katastrophen heraus, aber wenigstens ist das Melanom nicht tödlich, weil es sich auf der Außenseite von Mickey Sachs’ Hemd befindet. Daran muß ich mich stets erinnern, wenn ich in einem Seelenklempner nahe komme. Stets ist Mickey Sachs mit seinem tiefschwarztödlichen Hemdmelanom zugegen. Und aus unanalysierten Gründen hat sich diese Szene so tief in meine Großhirnrinde eingeschnitzt, daß ich mit allen zu Verfügung stehen Mitteln gegen herzhaftes Lachen ankämpfen muß. Lachen in psychotherapeutischer Umgebung aber ist ärger, als Lulu zu machen in einer Kirche. Weinen, Schreien, Toben ja, aber nicht LACHEN. Vielleicht könnte man an diesem Problem arbeiten, vielleicht herausfinden, daß irgendeine verstorbener Wahltante von mir sich irgendeiner systemischen Familienverstrickung schuldig genmacht hat. Unbehandelt aber, und das macht meinen Zustand so prekär, reizt mich psychosanitäre Umgebung zum Lachen. Lachen in bedenklichen Situationen ist mein malignes Blusentumörchen.

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