Sport ist blöde

Falter 36/98, 2.9.1998

Das will natürlich niemand zugeben. Daß Sportkonsum öde ist. Fußballschauen etwa. Wenn der Großteil der männlichen Bevölkerung des siebtreichsten Landes der Welt Sonntag für Sonntag untalentierten Sporthilfeempfängern bei der Jagd nach einer luftgefüllten Lederkugel zusieht, darf das nicht öde sein. Nicht offiziell. Allemal handelt es sich um eine schwache Saison. Oder um taktische Begegnungen. Nie jedoch grundsätzlich um Ödsinn. Wenn derselbe Großteil der männlichen Bevölkerung mit manischem Impetus angegrauten Jugendlichen dabei zusieht, wie sie milliardenschwere Werbeflächen im Kreis pilotieren, dann handelt es sich natürlich auch nicht um Ödnis. Sondern um das Anerkennen fortschrittlichster Automobiltechnologie im Vorfeld der Serienreife. Um das Mitleben im Kampf Mann gegen Mann, Motor gegen Motor, Getriebe gegen Getriebe, Stallorder gegen Stallorder. Als öde gilt, Experten die Sinnfrage zu stellen. Sinnfragen zu stellen, gilt bei Sportinteressierten als Tabu. Welchen Sinn macht Tanz, kontern sie dann. Oder: Da werden Milliarden bewegt. Das kommt doch auch dem kleinen Mann auf der Straße zugute. Blödsinn. Ich erkläre hier und jetzt: Sport ist blöde, Fußball plemplem und Formel Eins gaga. Nur für Hermann Maier schwärme ich. Der ist so sportlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert