Falter 26/98, 24.6.1998
Ich habe einen Klopfer. Einen Klopfer hast Du, wenn Du Dinge tust, die andere nicht tun. Und wenn sie sie doch tun, dann zu anderen Zeiten oder in anderem Zusammenhang. Ich habe mit dem Trinken alkoholischer Getränke aufgehört, obwohl die Wissenschaft erst vor Kurzem die Vorteile des täglichen Achterl Rot ergründete. Ich sitze im Schatten meines Schlafzimmers, obwohl draussen der feinste Sommer glüht. Ich bespreche mit Fredi Dorfer transidente Inhalte, obwohl einen Saal weiter Gunkl, die Stimme Gottes, gazellengleich über Sprachkaskaden schnellt. Ich interessiere mich nicht mehr für Fußball, obwohl gerade Fußballweltmeisterschaft ist. Zu allem Überdruß liebe ich es, im Sommer schwarze Kleidung zu tragen. Aus dem Physikunterricht ist mir bekannt ist, daß Schwarz die meiste Strahlung absorbiert und denkbar ungeeignet ist, in der prallen Sonne getragen zu werden. Obwohl mir bewußt ist, daß ich das weiß, ignoriere ich es. Ich gehe nicht ins Bad, obwohl ich es vergöttere, ins Bad zu gehen. Ich liebe schwarze Badeanzüge, obwohl ich nur zwei davon besitze. Ich bin katholisch und wußte nicht, daß der Papst in Österreich war. Ich bin gegen Atomkraft, obwohl ich mich nicht vor ihr fürchte. Ich hätte gerne einen Ferrari, obwohl nur Schlampen einen fahren. Ich habe eine Klopfer und es macht mir nichts aus.