Not wendet

Falter 22/98, 27.5.1998

Zu Haushaltselektronik habe ich ein einspältiges Verhältnis. Entweder halte ich eine Maschine für proper genug, mir zu Diensten zu stehen – oder nicht. Dazwischen gibt es nichts. In dieses entweder-oder paßt nicht einmal die dünnste Rasierklinge. Fernsehapparat etwa besitze ich keinen mehr, weil er erstens vom Exekutor mitgenommen wurde und mir zweitens gar nicht fehlt. Ähnlich mein Verhältnis zum Bügeleisen: Eines, das ich besaß, wurde als Scheidungswaise dem ausziehenden Teil zugesprochen und aus Mangel an Bügelgut nie ersetzt. (Ich trage ohnedies selten Geblustes und Plissiertes). Fön brauche ich auch keinen, weil meine kaukasischen Engelslocken glücklicherweise auf die Naturtrockenmethode ansprechen. Bleiben die erlebniselektronischen Medien Computer, Telefon und Stereoanlage sowie die gastronomischen Apparate zum Kühlen, Wärmen und Aufsaugen von Speisen. Und . . . . meine geliebte Waschmaschine. Denn nichts, absolut nichts, macht mir mehr Spaß, als Wäsche zu waschen. Nicht einmal duschen ist schöner. Während ich stundenlang dem friedlichen Schnurren meiner finnischen Waschmaschine lausche, steigert sich mein Verlangen, das sämigweiche und bis auf minimale Restnässe trockengeschleuderte Waschgut endlich aufzuhängen, ins Unerträgliche. Was wäre ich ohne Waschmaschine?

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