Danube Super Leiwand

Falter 19/98, 6.5.1998

Obwohl Sankt Petersburg, zumindest von Sankt Marx aus gesehen, am Arsch der Welt liegt, ist die Metropole am finnischen Meerbusen hipper als wir denken. Weltstädte wie „Piter“ unterscheiden sich von Provinznestern vor allem darin, daß sich in ihnen sogenannte Weltstädter agglutinieren. In solch einer metropolitanischen Verklebung – im vierten Stock eines kolossalen Gebäudes am linken Newaufer – fiel letzten Winter, vorgebracht von einem Londoner Kulturexperten, die wertvolle Erkenntnis, bei Wien müsse es sich ebenfalls um eine Weltstadt handeln, komme doch der berühmte DJ DSL von dort. „I’m from Vienna“, das genügt in St.Petersburg, um über den Assoziationsbogen DSL als Kosmopolit anerkannt zu werden. Nicht Schrödinger und Wittgenstein sind es, weder Schiele noch Klimt, und Omseidank auch nicht Peter Weck und Fritz Muliar, derentwegen Wien auch an der Newa als Weltstadt gilt. DSL ist es. Danube Super Leiwand, „he’s the best in Europe“. Das hat sich bis St.Petersburg durchgesprochen. Fassungslos standen internationale Beobachter in der Nacht vom ersten auf den zweiten Mai vor dem Phänomen DSL. Mit stoischer Ruhe verwandelte der zerbrechliche Titan die sonst so coole Kunsthalle in den brodelnsten Tanzpalast des Kontinents. DSLseidank leben wir in einer Weltstadt.

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