Form Follows Function

Falter 10/98, 4.3.1998

Ein Leitsatz jener Leute, die sich mit der Formgebung von Gebrauchsgegenständen befassen, lautet: Form folgt Funktion. Zitronen etwa sind zitronenförmig und nicht bananenförmig, weil die Zitronenform ideal mit jener der Zitronenpresse korrespondiert. Kreditkarten, um ein anderes Beispiel zu bemühen, sind kreditkartenförmig und nicht etwa zigarettenschachtelförmig, weil die Kreditkartenform sich hervorragend dazu eignet, bisweilen mehrere dieser kreditkartenförmig hergestellter Kreditkarten in die Kreditkartenfächer unserer Brieftaschen zu schieben. Ähnliche Korrelationen zwischen Form und Funktion gelten für Glühbirnen, Haustorschlüssel, Fußgängerzonen, Hundehalsbänder und Tulpenstengel. Kein Ei gleicht dem anderen, heißt es, und doch gilt: Ein Ei ist ein Ei, und nur dann ein Ei, wenn es auch in einen Eierbecher paßt. Eherne Gesetze sind das, zeitlos und praktisch. Da fährt die Eisenbahn drüber. Aber: Kein Licht ohne Schatten. Der Schatten unseres, vom Licht der guten Form durchfluteten Daseins befindet sich ausgerechnet an der Schnittstelle zwischen uns und der Welt: Der menschliche Fuß. Der will nicht passen. Nicht in den Straßenschuh, nicht in den Stiefel, und nicht in die Plateausandale. Daher, Fußbesitzer aller Länder, laßt uns auf die Straße gehen und fordern: Foot, follow function!

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