“Dusls Freispiel“, Falter 50/97, 10.12.1997
Ein wesentliches Gütekriterium für vorbildlich geführte Haushalte, darin sind sich die Experten einig, ist das Anhäufen von Vorräten. Es ist wichtiger als staubwedeln, wichtiger als wäschewaschen, wichtiger als fensterputzen. (Das ergab eine Umfrage meines Instituts für den internationalen Austausch fortschrittlicher Erfahrungenunter unter nicht weniger als 14.678 alleinhaushaltenden Personen). Die Studie kam zu erstaunlichen Ergebnissen. Wer dächte, Vorratlogistik bei alleinhaushaltenden Personen beschränkte sich auf die kühle Lagerung von Hektolitern Dosenbieres und dreistelliger Anzahlen einschlägiger Hefte, irrte sich gewaltig. Duftwässer sind es, die gebunkert werden, Einwegrasierer, Klopapier und Butter. Butter. Butter fehlt in keinem persönlichem Haushalt. Die gute alte Butter. Nicht Wurst, nicht Käse, nicht Brot, weder Eier noch Mehl werden gehortet, keine einzige müde Kartoffel und nicht einmal eine indische Kinderhand voll Reis. Butter ist das alleinstehende Lebensmittel Nummero Eins. Butter in allen Aggregatzuständen: Frische in Originalverpackung, angebrochene, gutgekühlt, aber Monate alt, zerschmolzene, angebröselte, an Tellerrändern ranzende, in Geschirrtücher geschmierte. Butter ist überall. Butter ist die Beste, gleich nach Butters Butter, der Großbutter, denn, wie schon Plato wußte: Butter kann durch nichts ersetzt werden.