Sinnloses Metall

„Dusls Freispiel“, Falter 46/97, 19.11.1997

Von den 93 in der Natur vorkommenden chemischen Elementen zählt man 67 zu den Metallen. Eisen, Aluminium, Magnesium, Blei, Zinn, Zink, Kupfer, Queck- und Silber, Gold, Platin, Chrom, Molybdän, Wolfram, Tantal, Titan, Uran: Was haben wir aus euch nicht alles schon erzeugt: Zu Schwertern schmiedeten wir euch und zu Pflugscharen, wir verschweissten euch zu Panzern und Traktoren, flochten Telefonkabel und Schmuck aus euch, spachtelten euch in Zahnruinen und gossen euch in Fieberthermometer. Ob edel oder unedel, ob gediegen oder legiert, gegossen oder aufgedampft, gezogen oder getrieben, ohne euch wären wir ganz schön arm. Arm auch ohne eure numismatischen Qualitäten. Keinen müden Heller und keinen rollenden Rubel hätten wir ohne euch geprägt und selbst Onkel Dagobert würde ganz schön alt aussehen ohne Talerchen im Geldspeicher. Pecunia non olet. Mit einer Ausnahme: Es paßt in keinen Geldschlitz, liegt schwer im Börsl und kann als sinnlosestes Metall der Menschheit begriffen werden. Kellner spucken Ihnen ins Gesicht, wenn Sie auch nur eine dieser Münzen in ihr Trinkgeld schwindeln, und selbst den ärmsten Bettler kann man nicht schlimmer demütigen, als ihm eine Handvoll davon in den Hut zu legen: 50-Groschen Münzen. Das sinnloseste Metall der Welt.

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