“Dusls Freispiel“, Falter 45/97, 5.11.1997
Als ich noch ein Kind war, im Prätamagotschicum also, gab es einen ganzen Reigen von Figuren mit höchsten Symbolgehalt. Da war zum einen jener kinderfaustgroße Gummignom namens Kartoffelkönig, der uns Kinder auf heimtückische Weise zum Genuß von Kartoffelpüree anstiften sollte. Oder der Buchklubmaxi: Der wohnte in einem Koffer, der seinem Begleiter, Onkel Tassilo gehörte. Auch die Umstände, unter denen der Buchklubmaxi zu uns sprach, um für den Buchklub der Jugend zu werben, waren tiefenpsychologisch nicht ohne: Die Stimme des oberg´scheiten Buchklubmaxi kam aus Onkel Tassilos Bauch und Leben hauchte ihm dieser von kaudal-dorsal ein. (Onkel Tassilos Hand steckte so tief in Buchklubmaxis Arsch, daß einem vom Zusehen schwindlig werden konnte.) Die wichtigste aller Figuren aber war der Sparefroh, ein dürres Gummimännchen mit spitzem Hut und auf den Spargedanken hinweisendenden Zeigefinger. Auch Sparefrohs Leib war Symbol: Die 1- Schillingmünze. So ein Schilling war noch was wert, zu Sparefrohs Zeiten. Mit einem einzelnen Schilling warst du noch wer. Du konntest mit ihm telefonieren. Mit einem einzelnen Schilling! Mit dem sogenannten Telefonschilling. Diese Zeiten sind vorbei, denn telefonieren kostet jetzt zwei Schilling. Sparefroh, old friend, we miss you!