„Dusls Freispiel“, Falter 44/97, 29.10.1997
ULOs, unbekannte liegende Objekte kennt jeder von uns. Während nämlich nur die wenigsten Menschen je ein UFO, ein unbekanntes fliegendes Objekt zu Gesicht bekommen, liegen in jeder Wohnung massenhaft ULOs herum, in meiner zumindest. Close Encounters mit ULBs etwa, also unbekannten liegenden Büchern gibt es bei mir daheim nahezu jeden Tag. Manchesmal entführt mich so ein ULB, um mich nach eineinhalbstündiger Reise in die fünfte Dimension verwirrt wieder auf dem Wohnzimmerteppich auszusetzen. In der Regel sind ULBs aber harmlos, ähnlich ULPs, unbekannten Langspiel-Platten. Hartnäckiger und gefährlicher hingegen sind ULGs, unbekannte liegende Gabeln. Davon habe ich ein paar Dutzend in meiner Bestecklade. Manchmal tauchen ULGs auch unvermutet auf dem Frühstückstisch auf, ohne Vorwarnung und ohne irgend ein Zutun meinerseits. Einige ULGs wurden durch scharfes Nachdenken zu BLGs, bekannten liegenden Gabeln. So etwa die Gabel aus dem Steakhouse in Odessa, die aus dem Flieger nach Kairo und auch die eine, in die ich einmal nach elf doppelten Vodkas einen Knoten gemacht habe. Damals in der Kunsthalle. Wo sonst. Wie zum Teufel aber die grünplastikgriffige siebenzackige Gabel in meinen Besitz kam, wird ewig ein Rätsel bleiben. Und ein echter Fall für Ulgologen.