Wergzeug, Freund für’s Leben

„Dusls Freispiel“, Falter 40/97, 1.10.1997

Eine alte chinesische Weisheit besagt, daß sich der Mensch von der übrigen Fauna im wesentlichen durch den Gebrauch von Werkzeug unterscheidet. Die Welt, wie wir sie heute kennen – wo stünde sie, hätten sich nicht hin und wieder kluge Burschen an die Stirn gegriffen und was Cleveres ausgeheckt. Den Faustkeil ! Das Feuer! Die Hängematte! Und erst das Rad! Ich will gar nicht darüber nachdenken, was wir ohne Rad alles nicht könnten. Oder die Steckdose: Wo würden wir den Mixer anstecken und wo den Toaster? Wo die elektrische Zahnbürste und wo das Rastertunnelmikroskop? Und wie klänge die Stromgitarre mit nachgeschaltetem Wah-Wah-Pedal hätte der Marshall keinen Saft? Jimi Hendrix wäre nie berühmt geworden als Acoustic-Heini. Ohne Werkzeug ist also nix. Eine gute Idee war auch der Computer. „Mit dem kann man nämlich inzwischen so ziemlich alles“, wie mir Experten versichern. Etwa Files, also Feilen verwalten, was die hohe Kunst der Werkzeugbeherrschung darstellt. Am Computer kann man auch zeichnen. Alle können das. Jedes Kind. Nur ich nicht. Ich brauche dafür noch immer Tuschestifte. Und zwar die, mit Hilfe ausgeklügelter Computer entwickelten japanischen „Pilot Ceramigraph 2“. Nur kann man die nicht mehr kaufen, weil, wie wir ja wissen, heute jedes Kind am Computer . . .

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