“Dusls Freispiel“, Falter 39/97, 24.9.1997
Es war einmal, vor nicht all zu langer Zeit, da wurden noch Briefe und Postkarten verschickt, Telegramme aufgegeben und Telefone waren mit Kabeln versehen, die in einem kleinen weißen Kästchen an der Wand mündeten. Diese Zeiten sind vorbei. Briefe werden nur mehr von Omis und von Ämtern verfaßt, Postkarten heißen Flyer und Telefone hängen nur noch aus nostalgischen Gründen an weißen Kästchen. Die ganze Welt kommuniziert mobil. Handies können faxen, emailieren, durchs Netz surfen, short messages verschicken, Mobil-Boxen abfragen und telefonieren kann man mit ihnen selbstredend. Und noch eines können Handies prima: Sterben. Wenn Handies etwas fürchten, wie der Teufel das Weihwasser, dann ist es Feuchtigkeit. Wobei Handies in der Wahl der Flüssigkeit nicht so wählerisch sind wie der Gottseibeiuns. Handies geben ihren Geist auch bei Berührung mit profanen Liquiden auf. Die Liste toter Handies befreundeter Menschen ist lang: Dr. Martin.G., Tierarzt (Tod in der Lederhose durch Inkontinenz während eines Kirtags), Andrej D., Rennstallbesitzer (Tod durch umgefallenes Bier in Szenelokal), Mag. Siegmar S., Geschäftsführer (Tod durch Sturz ins Klo), Insa B, Reporterin (Tod durch Schonwaschgang bei 30°). Agehananda Sarhami H., Maharadsha von Rashtrakuta (Tod durch Monsun während einer religiösen Feier).