Rätselhafte Maschine

„Dusls Freispiel“, Falter 37/97, 10.9.1997

Mein früherer Nachbar, ein bulgarischer Primgeiger nannte das Gerät ehrfurchtsvoll „Luftmaschine“. Dimitar Pipkow konnte sich zwar eine Cremoneser Violine im Gegenwert eines Einfamilienhaus leisten, nicht jedoch eine „Luftmaschine“. Also wurde Dimitar einmal wöchentlich bei mir vorstellig, um sich „Luftmaschine, bittescheen, ausborgen“. „Luftmaschine“ bedienen war offenbar Männersache in der Familie Pipkow. Was Dimitar Pipkow mit meiner „Luftmaschine“ anstellte, war mir nie ganz klar. Geigespielen konnte er exzellent, aber mit dem Ding aus meinem Haushalt dürfte er die gleiche Not wie ich gehabt haben, denn er retournierte es nach einer halben Stunde slawischer Mühe stets mit den Worten: „Luftmaschine, Frrauw Dussil, niecht gutt. Luftmaschine Problema viell, nurr macht cheisse Luft, saugen nix!“ Pipkow ist inzwischen Hofkomponist beim Maharadscha von Rashtrakuta und hat, von den klimatischen Bedingungen in Hyderabad abgesehen, keine Sorgen mehr mit „Cheisse Luft.“ „Frrauw Dussil“ hingegen produziert in Ermangelung einer Anstellung im Kreise der indischen Hocharistokratie noch immer heisse Luft mit ihrer Maschine. Die Bezeichnung „Staubsaugen“ wäre übertrieben.

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