Donau, Insel, Fest


Falter 26/97, 25.6.1997

Drei Millionen waren´s nicht. Die zweieinhalb Millionen Besucher des Donauinselfestes kamen trotzdem auf ihre alkoholische und akustische Rechnung. Eine geeichte Delegation aus der Weißwurst-Metropole mußte neidvoll zugestehen: Sie seien vom Oktoberfest ja einiges gewöhnt, aber der Grad der Leberschädigung, den Transdanubiens Jugend während des Inselfestes erreichten, zolle ihnen allerhöchsten Respekt ab. Wien sei biervernichtungstechnisch München turmhoch überlegen.

Mit einer großen Show in Zeltweg feierten die Österreichischen „Luftstreitkräfte“ nicht nur das eine oder andere aeronautische Jubiläum, sondern feuerten auch Abertonnen von Kerosin durch diverse alte, neue und brandneue Düsentriebwerke. Das Fest der Flügel wurde von enorm viel Zeltwegern aus dem In- und Ausland besucht und diente neben der geistigen Landesverteidigung auch einem militärisch streng gehüteten Zweck: Gute Stimmung zu machen für den Nachfolger des Lenkflüglers Saab Draken. Also flog viel teures Blech geheimnisvoll überschallschnell durch den obersteirischen Postkartenhimmel. Migs aus Rußland, allerlei gepfeilte amerikanische F-16´s und 14´s, brave deutsche Tornados, eleganteste gallische Mirage´s und höchst präzise formierte italienische Maschinen. Das steirische Publikum kreischte, die Verkaufsmanager der großen Flugzeugkonzerne und die Prominenz der heimischen Sportberichterstattung murmelten begeistert: Österreichs Luftstreitkräfte sind reif für neue Düsenjäger. Mögen ihre rasenden Loopings nie im Acker enden!

Kirchenväter leben gefährlich. Seit der Zeit der Märtyrer endet die ecclesiale Karriere zwar nicht mehr im Rachen von Großkatzen oder auf ausgesuchten Tötungsmaschinen, aber auch Gottesdienste und pastoralen Visiten haben ihre Tücken. Papa Giovanni II. kann von den leidvollen Erfahrungen mit Schießeisen und österlichen Ansprachen ein längeres Lied singen. Just ihn Wien erwischte es nun fast das Oberhaupt einer befreundeten Kirche, den Patriarch von Moskau, Alexi II. Der 68jährige legte sich nach mehrstündigem Gottesdienst in der russisch-orthodoxen Nikolai-Kathedrale im 3. Bezirk kollabierend zum Sterbemn hin. Gottseidank waren geschulte Leibärtze zur Stelle, die sich anstrengenten, den Ökumenen wiederzubeleben.

Die Musik, die allsonntäglich das Ziehen der Lottozahlen untermalt, gehört zu den grausamsten Hervorbringungen der abendländischen Kulturgeschichte.

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