Falter 9/97, 26.2.1997
Werbung muß sein. Wie sonst wüßten wir, daß Megaperlen weißer waschen als ordinäre Seifenlauge, welches japanische Auto um welche Leasingrate und um wieviel Airbags besser an der Ampel wartet, als ein verrostetes Fahrrad. Werbung wirbt für Produkte. No Na. Für Babywindeln, fiebersenkende Medikamente, für Computersoftware und Fruchtsäfte. Aber das war ein mal. Denn jetzt hat die Quantenmechanik ihren Einzug in die Werbebranche gehalten. Wir erinnern uns vage an längst vergessene Erkenntnisse aus dem Physikunterricht: Nach der, von Heisenberg formulierten Unschärferelation ist es nämlich unmöglich, gleichzeitig Ort und Geschwindigkeit eines Teilchens festzustellen. Auf die Welt der Werbung umgelegt, bedeutet das: Während des Hörens oder des Betrachens einer werbetechnischen Maßnahme können nicht gleichzeitig Text und Message erfaßt werden. Die ersten, die diese Erkenntnis vor kurzem erfolgreich in einer Schokoladenwerbung unterbringen konnten, sind die Sprachverdichter Dirk Stermann, Christoph Grissemann und Peter Fichna vom M.I.T. (Mit insequenten Texten). Dreikommasiebenfachplus für Quantensprünge im Äther.
Eine Studie des Instituts für den internationalen Austausch fortschrittlicher Erfahrungen weist nach, daß Hühner unterschiedlich auf verschiedene Radioprogramme reagieren. Radio Wien führte zu erhöhter Legeleistung, während die Berieselung mit Ö3 zu seltsamen Phänomenen führte: Die verstörten Tiere legten Eier mit zwei oder mehr Dottern, solche ohne, welche mit spindelförmiger oder zentimeterdicker Schale und vereinzelt auch gekochte.